Projekt-Review als Erfolgsfaktor für komplexe Transformationen

Bei medizinischen Entscheidungen ist es selbstverständlich, eine Zweitmeinung einzuholen. Im Projektumfeld ist dieser Gedanke noch nicht ganz so verbreitet – dabei kann ein Projekt-Review in kritischen Phasen genauso wertvoll sein. Es liefert eine objektive Standortbestimmung und prüft unabhängig und strukturiert: 

Wo stehen wir wirklich? Wie realistisch sind unsere Ziele, Zeit- und Ressourcenplanung?

Wann ein Projekt-Review sinnvoll ist

Große Transformationsprogramme sind komplex, riskant und oft politisch aufgeladen. Ob Digitalisierung, ERP-Einführung, M&A-Integration oder globales Rollout-Programm – die Erfahrung zeigt: spätestens, wenn sich die ersten Symptome andeuten, dass wichtige Meilensteine nicht haltbar sind, loht es sich, den Blick von außen einzuholen.

Typische Auslöser für ein Projekt-Review:

  • Vor einem geplanten Go-Live oder einer Rollout-Welle
  • Bei Zeit- oder Budgetdruck
  • Wenn Backlogs (Defects, Change Requests, User Stories) wachsen
  • Wenn die Transparenz fehlt: Wo stehen wir wirklich?
  • Bei Ressourcenkonflikten oder Partnerdiskussionen
  • Nach einem Wechsel im Management oder in der Projektleitung

Was ein Projekt-Review liefert

Ein Projekt-Review ist kein Misstrauensvotum gegenüber dem bestehenden Projektteam oder dem Implementierungspartner, sondern ein Werkzeug zur Risikominimierung. Es wird von den Projektteams oft als Hilfestellung verstanden und schafft eine gemeinsame Grundlage für Entscheidungen – faktenbasiert, unabhängig und umsetzungsorientiert. So leistet es einen wertvollen Beitrag zur gemeinsamen Zielerreichung. Unternehmen gewinnen Transparenz über den tatsächlichen Projektstatus, eine realistische Entscheidungsgrundlagen für Vorstand und Projektsteuerung und Sicherheit für den weiteren Projektverlauf.

Typische Ergebnisse:

  • Objektive Bewertung des Status quo anhand des Corivus Projekt-Ratings (z. B. durch Interviews, Dokumentenanalyse, Plausibilisierung des bisherigen Vorgehens)
  • Identifikation kritischer Engpässe und Erfolgsfaktoren z.B. in einer Heatmap
  • Validierung der aktuellen Planung und Realistische Forecasts zu Zeitplan, Ressourcen und Kosten
  • Ableitung konkreter, priorisierter Handlungsempfehlungen für das Projektteam und das Management
  • Entscheidungsvorlage für Steering Committees und Vorstand

Vorgehensweise: Strukturiert und pragmatisch

Jeder Projekt-Review folgt einem klaren, kompakten Ablauf und ist, abhängig vom definierten Umfang, typischerweise in 10 Arbeitstagen durchführbar – schnell genug, um in kritischen Phasen handlungsfähig zu bleiben:

  1. Kick-off: Zielbild, Hypothesen und Schwerpunkte festlegen
  2. Dokumenten- und Artefakt-Analyse: Pläne, Backlogs, Reports, KPIs
  3. Interviews: Projektleitung, Workstream-Leads, Fachbereiche, ggf. Partner
  4. Bewertung: Strukturierte Ratings (z. B. Governance, Scope, Ressourcen, Qualität, Daten, Change)
  5. Synthese: Darstellung von Status, Risiken und Handlungsoptionen
  6. Playback: Präsentation der Ergebnisse und Empfehlungen für Management und Projektteam

Ein Projekt-Review ist häufig der erste Schritt einer umfassenden Projektoptimierung, bei der Prozesse, Rollen und Strukturen dauerhaft verbessert werden.

Mehr Details zu Vorgehen, Bewertungskriterien und Ergebnissen und wie wir Sie unterstützen können, finden Sie auf unserer Seite zum Projekt Health Check.

Praxisbeispiel “Second Opinion”

Ausgangssituation und Beauftragung

Ein Handelsunternehmen aus dem Agrarsektor stand mitten in der Einführung eines neuen ERP-Systems – einem Transformationsprojekt mit mehreren Rollout-Wellen, rund 30 Standorten und hohen Erwartungen an Effizienz und Standardisierung.

Zum Zeitpunkt der Beauftragung der „Second Opinion“ war das Projekt spürbar in Schieflage:  Fortschritt, Aufwand und Ressourceneinsatz ließen sich nicht mehr valide bewerten. Eine systematische Aufwandsschätzung lag nicht vor. Teilweise existierten grobe Einschätzungen, die unter Zeitdruck und ohne einheitliche Definitionen entstanden waren. Wesentliche Meilensteine waren im Verzug, Projektpläne nicht mehr aktuell – eine belastbare Aussage zur Machbarkeit der geplanten Go-Live-Termine war damit nicht möglich.

Im Rahmen des Reviews wurde der Projektstatus strukturiert analysiert – auf Basis von Interviews, Dokumentensichtung und einer Bewertung der zentralen Projektdimensionen wie Planung, Reporting, Ressourcen, Datenmigration und Risikomanagement. Dabei zeigte sich: Das Programm befand sich faktisch in einer Krisensituation, wurde jedoch nicht als Krisenprojekt geführt.

Unsere Handlungsempfehlungen im Rahmen der Second Opinion umfassten:

  • Aufbau einer belastbaren Projektplanung mit klarer Priorisierung, einheitlicher Schätzmethodik und nachvollziehbarer Ressourcenzuordnung
  • Professionalisierung des Reportings durch transparentes Fortschrittscontrolling und regelmäßige Statusaktualisierung
  • Einführung eines aktiven Risikomanagements mit Bewertung, Maßnahmenverfolgung und Eskalationslogik
  • Etablierung eines engmaschigen Trackings mit klar definierten Checkpoints bis zum Go-Live
  • Intensivere Einbindung der Standorte in Tests, Schulungen und Rollout-Vorbereitung

Das Ergebnis:

Das Management entschied sich, die Go-Live-Termine realistisch zu verschieben, um Qualität, Stabilität und Anwenderbefähigung sicherzustellen. Auf dieser Basis entstand eine faktenbasierte, priorisierte Roadmap, die den Teams wieder Orientierung und Vertrauen gab. Das Projekt gewann neue Steuerungsfähigkeit, Transparenz und Motivation – die wesentlichen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss

Der Mehrwert einer Second Opinion für Unternehmen

Mit einem Projekt-Review gewinnen Unternehmen:

  • Transparenz über den tatsächlichen Projektstatus
  • Realistische Entscheidungsgrundlagen für Management und Steuerung
  • Sicherheit für den weiteren Rollout oder Go-Live
  • Risikominimierung durch neutrale Validierung

Tipp: Nutzen Sie unseren kostenlosen Projekt-Rating Self-Check, um eine erste Einschätzung zum Reifegrad Ihres Projekts zu erhalten.

Fazit

Große Transformationsprojekte sind selten gradlinig. Ein unabhängiges Projekt-Review schafft Klarheit, reduziert Risiken und ermöglicht fundierte Entscheidungen. Oder anders gesagt: Eine „Second Opinion“ kann auch im Projektgeschäft Leben retten – zumindest das Projektleben.

Sie wollen wissen, wie Ihr Projekt wirklich dasteht?  Fragen Sie Ihren Health Check direkt an!