In der aktuellen Folge von Projektmanagement im Glas spricht Gastgeber Christian Dürk mit Patrick Hoppe, IT- und Projektmanagement-Berater bei der Corivus AG, über den Projekt Health Check – ein strukturiertes Verfahren, mit dem Corivus Projekte auf ihre „Gesundheit“ hin überprüft und Optimierungspotenziale identifiziert.
Der Projekt Health Check – ein Gesundheitscheck für Projekte
Zu Beginn beschreibt Patrick den Health Check als eine Art „Gesundheitsprüfung“ für Projekte. Ähnlich wie beim Arztbesuch gehe es darum, auch dann genauer hinzusehen, wenn augenscheinlich alles in Ordnung scheint. Denn häufig schlummern Probleme im Verborgenen – in „toten Winkeln“ – und werden erst sichtbar, wenn Projekte ins Stocken geraten.
Corivus hat dazu über viele Jahre einen Standard-Werkzeugkasten entwickelt, der es ermöglicht, systematisch Risiken, Schwachstellen und Verbesserungspotenziale in Projekten aufzudecken. Dabei können Kunden individuell entscheiden, ob sie den Health Check vollumfänglich oder in ausgewählten Bereichen durchführen möchten.
Typische Symptome und Problemfelder in Projekten
Ein wiederkehrendes Muster, das Patrick beschreibt, ist das sogenannte „Melonenprojekt“: Nach außen hin grün, im Inneren jedoch tiefrot. Während offizielle Reports einen guten Status vermitteln, zeigt der Projektalltag oft ein anderes Bild. Ursachen dafür können vielfältig sein, von unklaren KPIs über kulturelle Faktoren bis hin zu mangelhafter Kommunikation zwischen den Ebenen.
Weitere typische Symptome, die in einem Health Check sichtbar werden, sind:
- Scope Creep – das fortlaufende Erweitern des Projektumfangs ohne klare Zieldefinition
- Unklare Verantwortlichkeiten – Aufgaben fallen „zwischen die Stühle“, weil Zuständigkeiten nicht sauber definiert wurden
- Fehlende Dokumentation – Wissen geht verloren, besonders bei Personalwechseln
- Ungenügende Stakeholder-Einbindung – Endnutzer werden zu spät in den Prozess involviert, was zu Nacharbeiten führt
Gerade in agilen Projekten treten diese Effekte häufig auf, da der Scope variabel ist und sich Anforderungen während des Projektverlaufs verändern. Dadurch entstehen oft Verzögerungen, weil sich Teams in Details verlieren und das große Ganze aus den Augen gerät.
Vorgehensweise im Projekt Health Check
Der Health Check folgt einem strukturierten, aber flexiblen Ablauf. Zu Beginn werden Rahmenbedingungen und Erwartungen gemeinsam mit dem Kunden definiert. Anschließend prüft Corivus das Projekt entlang von 23 Themenfeldern, die jeweils in vier Dimensionen bewertet werden:
- Inhalt – Ist der Scope klar, vollständig und aktuell?
- Kommunikation – Wie werden Informationen geteilt, sind alle Beteiligten eingebunden?
- Abnahme – Gibt es klare, abgestimmte Prozesse und Verantwortlichkeiten?
- Aktualität – Werden Anforderungen regelmäßig überprüft und priorisiert?
Die Bewertung erfolgt in Anlehnung an bekannte Ratingsysteme, etwa von AA bis C, was für Kunden leicht verständlich und transparent ist.
Zur Datenerhebung nutzt Corivus verschiedene Ansätze – von Online-Fragebögen bis zu strukturierten Interviews. Letztere ermöglichen es, tieferliegende Ursachen für Probleme zu erkennen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird eine Analyse und Management-Präsentation erstellt, die sowohl Fakten als auch Handlungsempfehlungen enthält.
Von der Analyse zur Umsetzung
Der Health Check endet nicht mit der Analyse. Je nach Kundenbedarf begleitet Corivus das Projektteam in einer anschließenden Umsetzungsphase, um konkrete Verbesserungen einzuleiten. Das kann beispielsweise die Klärung von Verantwortlichkeiten, die Priorisierung von Backlog-Items oder die Anpassung der Projektsteuerung betreffen.
Ein besonders anschauliches Beispiel aus der Praxis beschreibt Patrick anhand des Problems „Scope Creep“:
Obwohl das Team engagiert war und die Sprint-Velocity stimmte, stellte sich kein greifbares Ergebnis ein. Die Lösung bestand darin, eine höhere Planungsebene (Epics) einzuführen, um das Gesamtbild wieder sichtbar zu machen und Prioritäten neu zu ordnen. Dieser kleine Eingriff hatte eine große Wirkung, denn das Projekt gewann Klarheit und Struktur zurück.
Ziel des Health Checks: Verbesserung statt Schuldzuweisung
Christian und Patrick betonen übereinstimmend: Der Health Check ist kein Instrument, um Schuldige zu suchen, sondern zur Verbesserung der Zusammenarbeit und Transparenz im Projekt. Er hilft, Missverständnisse zu vermeiden, Prozesse zu strukturieren und das gemeinsame Ziel wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Oft genügt schon eine kleine Stellschraube, um spürbare Effekte zu erzielen.
Zum Abschluss fasst Patrick zusammen: Der Projekt Health Check ist ein standardisiertes, aber individuell anpassbares Verfahren, das Projekte objektiv bewertet und konkrete Handlungsempfehlungen liefert. Ob in der Krise oder zur Prävention – der Health Check verschafft Klarheit über Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale.
Mehr Informationen zum Vorgehen, zu den Bewertungsdimensionen und zu den Einsatzmöglichkeiten des Health Checks finden Sie auf unserer Webseite.
Kapitel
| Zeitstempel | Thema |
|---|---|
| 00:00 | Einführung in den Projekt Health Check |
| 02:58 | Die Rolle des Projekt Ratings |
| 05:46 | Symptome eines Krisenprojekts |
| 08:50 | Eingangskanäle für den Health Check |
| 12:01 | Praktische Umsetzung des Health Checks |
| 13:55 | Zielgerichtete Fragen im Projektmanagement |
| 18:08 | Der Health Check: Ursachenanalyse und Stakeholder-Integration |
| 23:09 | Scope Creep und Priorisierung im Projekt |
| 24:41 | Zusammenfassung und Ausblick auf den Health Check |
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