In der heutigen Folge von Projektmanagement im Glas geht es um eine zentrale Frage des modernen Projektmanagements: Brauchen wir im Jahr 2025 noch Vorgehensmodelle in Projekten? Gastgeber Christian Dürk diskutiert dieses Thema mit seinem Kollegen Matthias Röck, einem erfahrenen Projektmanagement- und PMO-Experten, der auf viele Jahre in internationalen Projekten zurückblickt. Gemeinsam analysieren sie, warum Vorgehensmodelle nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, welche klassischen und agilen Ansätze es gibt und worauf Unternehmen achten sollten, um ihre Projekte effizient und erfolgreich zu steuern. Dabei werfen sie auch einen Blick auf hybride Vorgehensweisen und deren Vorteile sowie auf die Herausforderungen, die sich bei der Einführung und Anwendung solcher Modelle ergeben.
Was sind Vorgehensmodelle und warum sind sie wichtig?
Zu Beginn der Episode klären die beiden zunächst, was ein Vorgehensmodell überhaupt ist und warum es im Projektmanagement eine so zentrale Bedeutung hat. Vorgehensmodelle helfen, Projekte strukturiert zu steuern, indem sie Verantwortlichkeiten klar regeln, die Zusammenarbeit erleichtern und sicherstellen, dass alle Beteiligten eine gemeinsame Sprache sprechen. Während kleine Projekte oft ohne ein formales Vorgehensmodell auskommen, ist eine klare Struktur für größere Vorhaben mit vielen Beteiligten essenziell. Vorgehensmodelle sorgen nicht nur für Transparenz und Planbarkeit, sondern minimieren auch Risiken und unterstützen eine reibungslose Zusammenarbeit.
Klassische vs. Agile Vorgehensmodelle
Im weiteren Verlauf der Episode gehen Christian und Matthias auf die verschiedenen Arten von Vorgehensmodellen ein. Klassische Modelle wie das Wasserfallmodell oder das V-Modell folgen einer festen, sequentiellen Struktur, bei der jede Phase auf der vorherigen aufbaut. Diese Vorgehensweisen eignen sich besonders für Projekte, bei denen die Anforderungen von Anfang an klar definiert sind. Das V-Modell wurde später mit dem V-Modell XT weiterentwickelt, um mehr Flexibilität zu bieten und das Modell gezielter an spezifische Projekte anpassen zu können. Dem gegenüber stehen agile Vorgehensmodelle wie Scrum oder Extreme Programming, die auf iterativen Entwicklungsprozessen basieren und eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden in kurzen, zyklischen Intervallen ermöglichen. Während klassische Modelle oft in regulierten Branchen oder bei klar strukturierten Projekten Anwendung finden, sind agile Ansätze besonders dann von Vorteil, wenn sich Anforderungen während des Projekts noch stark verändern oder erst im Laufe der Umsetzung präzisiert werden.
Im Gespräch wird deutlich, dass Unternehmen zunehmend hybride Vorgehensmodelle nutzen, um die Vorteile beider Welten zu kombinieren. Die Kombination klassischer und agiler Elemente erlaubt es, sowohl eine stabile Projektstruktur zu schaffen als auch flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Eine typische hybride Vorgehensweise könnte beispielsweise darin bestehen, dass ein Unternehmen ein übergeordnetes klassisches Rahmenwerk nutzt, innerhalb dessen agile Teams nach Scrum arbeiten. Hybride Modelle bieten den Vorteil, dass sie sich an die jeweilige Projektsituation anpassen lassen und so eine maßgeschneiderte Lösung für unterschiedliche Herausforderungen ermöglichen.
Wann macht welches Vorgehensmodell Sinn?
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Frage, wann welches Vorgehensmodell sinnvoll ist. Die Wahl des richtigen Modells hängt stark davon ab, wie klar die Anforderungen zu Beginn eines Projekts sind. Sind die Anforderungen im Vorfeld genau definiert, sind klassische Modelle wie das V-Modell oft die bessere Wahl. Sind die Anforderungen hingegen noch unscharf oder unterliegen sie vielen Änderungen, bieten agile Methoden wie Scrum eine höhere Flexibilität. Mit einem Beispiel aus der Praxis verdeutlicht Matthias diesen Unterschied: Die Einführung eines neuen Buchhaltungssystems in einem internationalen Unternehmen mit unterschiedlichen gesetzlichen Anforderungen erfordert eine präzise Planung und eine strukturierte Vorgehensweise, während die Entwicklung einer innovativen App mit vielen unklaren Anforderungen besser mit einem agilen Ansatz umgesetzt werden kann.
Herausforderungen bei der Einführung von Vorgehensmodellen
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Einführung und Anwendung von Vorgehensmodellen in Unternehmen. Matthias berichtet von seinen Erfahrungen, dass die größte Herausforderung nicht in der Theorie des Modells liegt, sondern in der praktischen Umsetzung. Oft stoßen solche Methoden auf Widerstand, entweder weil Mitarbeitende sich gegen Veränderungen wehren oder weil das Management nicht vollständig versteht, wie das gewählte Vorgehensmodell funktioniert. Gerade in agilen Umgebungen zeigt sich häufig, dass das Management zwar agile Methoden fordert, gleichzeitig aber weiterhin klassische Steuerungsmechanismen erwartet, wie beispielsweise eine genaue Kosten- und Zeitplanung für das gesamte Projekt von Anfang an. In solchen Fällen ist es entscheidend, dass alle Beteiligten nicht nur die Methode an sich verstehen, sondern auch deren Grundprinzipien akzeptieren und entsprechend handeln.
Vorgehensmodelle und Budgetrestriktionen – Was tun, wenn das Geld knapp ist?
Ein besonders aktueller Aspekt ist die Frage, wie sich knappe Budgets auf den Einsatz von Vorgehensmodellen auswirken. In wirtschaftlich angespannten Zeiten müssen Unternehmen besonders genau abwägen, wie sie ihre Ressourcen einsetzen. Dabei stellt sich die Frage, ob eine detaillierte Vorplanung sinnvoll ist oder ob es besser wäre, frühzeitig mit einer minimalen Lösung zu starten und diese iterativ weiterzuentwickeln. Matthias betont, dass knappe Budgets nicht automatisch bedeuten, dass sich die Anforderungen an ein Projekt von Beginn an präziser definieren lassen. Stattdessen sollten Unternehmen überlegen, welche Risiken sie eingehen können und ob ein iterativer Ansatz vielleicht effizienter wäre als eine langfristige, aber schwer anpassbare Planung.
Brauchen wir noch Vorgehensmodelle?
Zum Abschluss fassen Christian und Matthias die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Vorgehensmodelle sind nach wie vor essenziell für den Projekterfolg, doch es gibt keine universelle Lösung, die für alle Projekte gleichermaßen geeignet ist. Unternehmen sollten flexibel sein und das gewählte Modell an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen. Der Trend geht immer stärker in Richtung hybrider Modelle, die klassische und agile Ansätze kombinieren. Gleichzeitig müssen Führungskräfte ein grundlegendes Verständnis für die gewählte Methodik entwickeln, um sicherzustellen, dass das Modell auch wirklich gelebt wird.
Kapitel
Zeitstempel | Thema |
---|---|
00:00 | Einführung in das Projektmanagement |
02:08 | Die Notwendigkeit von Vorgehensmodellen |
06:00 | Unterschiedliche Vorgehensmodelle im Projektmanagement |
10:06 | Anpassung und Tailoring von Vorgehensmodellen |
13:53 | Herausforderungen bei der Einführung von Vorgehensmodellen |
16:37 | Change Management und seine Herausforderungen |
21:00 | Vorgehensmodelle in Projekten: Notwendigkeit und Anwendung |
25:10 | Budgetierung und Vorgehensmodelle: Ein Balanceakt |
28:45 | Hybride Vorgehensmodelle: Die Zukunft des Projektmanagements |
Möchten Sie uns Feedback geben oder haben Sie eine Frage zum Projektmanagement oder zu Projekten, die wir im Podcast beantworten sollen?
Dann schreiben Sie uns an podcast(at)corivus.de.
Vernetzen Sie sich auf LinkedIn mit Christian Dürk,Carsten Eickhoff und Corivus.
Ihnen gefällt, was Sie hören?
Dann bewerten Sie unseren Podcast und teilen ihn mit Freund:innen und Kolleg:innen!
Mehr über Corivus, was wir tun und wobei wir Sie unterstützen können, lesen Sie auf corivus.de.